Es ist nicht nachweisbar, dass das Rittergut Kemmen ein frühdeutscher Herrensitz war. Am 20.07.1469 belehnte der Landvogt Jaroslaus von Sternberg den Nickel von Buxdorf (Buckenstorf) zu Zinnitz mit seinem vom Vater ererbten Gütern zu Zinnitz, sowie den Gütern, die seinem verstorbenen Vetter Jürge gehörten; Kemmen gehörte zu den Dazubehördörfern. Hans von Buxdorf verkaufte 1489 dem Götz von Wolfersdorf Schloss Bornsdorf mit den dazugehörigen Dörfern, unter anderem Gliechow, Klein - Mehßow, Groß - Jehser, Schadewitz und Kemmen. Dorf und Rittergut blieben bis 1603 im Besitz der von Wolfersdorf.
Nach 1660 hatten Ulrich von Wolfersdorf und seine Brüder Streit mit den Kemmener Untertanen. Die weigerten sich, zur baulichen Unterhaltung der Kirche zu Buckow beizutragen. Buckow gehörte damals dem Eustach von Schlieben auf Seese und Vetschau. Die alten Leute von Buckow, Säritz und Schadewitz bezeugten aber, dass die Kemmener schon früher geholfen hätten, Steine für den Kirchbau in Buckow beziehungsweise der Kirchhofsmauer anzufahren, "auch ihr Begräbnis daselbst hätten". Die Behörde beschied, dass die Brüder von Woltersdorf ihre Untertanen zu Kemmen dazu anzuhalten, auch jetzt mitzuhelfen.
Ob das damit zusammenhängt, dass 1576 dem von Wolfersdorf nur das halbe Kemmen gehörte? Da war nämlich ein Hüfner zu Kemmen in Besitz der Buxdorf geblieben. Es gehörte 1576 dem minderjährigen Christoph von Buxdorf, ein Sohn des Hans zu Zinnitz. Dieser Kemmener Bauer blieb bei Zinnitz, wird auch immer wieder in Lehnbriefen erwähnt. 1960 verkaufte Heinrich von Buxdorf diesen Hof für 130 fl (florenus = Gulden) an den Kalauer Pfarrer Georg Liebe, mit der Maßgabe, dass ein künftiger Besitzer von Kemmen diese Bauernstelle - mit Barthel Mietzenhenn besetzt - nach Belieben sollte erwerben können. Dies muss später eingetreten sein.
1603 erhielt Joachim von Schütz auf Skado für Gut und Dorf Kemmen mit Vorwerk den Lehnbrief. Schon 1609 verkaufte er wegen finanzieller Schwierigkeiten das Gut an Rudolf von Drahnsdorf. Er starb vor 1638 und hinterließ zwei Söhne und zwei Töchter. Die Söhne befanden sich bei seinem Tode in "Kriegsbestallung außer Landes". Die Mutter verwaltet das Gut. Als die beiden Söhne starben, fiel das Gut an den Landesherrn. Die Töchter protestierten. Der Kurfürst billigte ihnen eine Abfindung von 1.600 GL (Gulden) zu. 1644 wurde Kemmen versteigert und durch den Oberamtskanzler George Planck aus Lübben für 2.000 GL erworben.
Georg Planck hatte 1648 durch den Landvogt von Promnitz in Anerkennung dafür, dass er 22 Jahre lang "das anvertraute Cancellariat treu und mit unverdrossenem Fleiß verwaltet" hatte "zur Bezeugung seiner affektion, von einer würklichen remuneration und ergötzlichkeit" den in Steinkirchen gelegenen "Borgwall" zu seinem schon in Steinkirchen besessenen Vorwerk geschenkt bekommen.
Planck wendete viel Geld auf, um die Kemmener Kirche wieder in Ordnung zu bringen (1648 - 1652). Sein Epitaph hängt in der Lübbener Paul - Gerhardt - Kirche. Er lebte von 1597 bis 1656.
Wie Kemmen in den Besitz des Kursächsichen Kammerprokurators Dr. Georg Melchior Thilo kam, wissen wir nicht. Aber 1659 wird er als Besitzer genannt. Das Kirchenbuch erwähnt 1674 Dr. Georg Melchior von Thilor als Erb- und Gerichtsherr. Schon 1684 verkauft er Kemmen an Georg Ernst von Muschwitz. Sein Sohn Wolf Nicol (geb. 1681) war minderjährig, als der Vater starb. Seine Mutter verwaltete unterdessen das Gut.
Am 20.05.1701 nahm Hans Siegmund von Mosch (Stiefvater) den Betrag von 6 Thl. 16g. von dem Kreiseinnehmer zu Kalau, Johann Volsak, für sich und die Gemeinde Kemmen als Kostenersatz für die Einquartierung von einem Drittel einer Kompanie des Beustschen Regiments zu Roß entgangen, wie es der Landtag an Johanni im Jahre 1700, §3, beschlossen hatte. Am 19.06.1703 legte Wolf Nicol von Muschwitz die Erbpflicht wegen seines Gutes ab.
Um 1742 muss das Erbgut Kemmen, sei es durch Verkauf, sei es durch den Tod Wolf Nicol von Muschwitz, auf den Hauptmann Hieronymus Christoph von Gagern - Kurfürstlich sächsischer Capitain, von der Insel Rügen stammend - übergangen sein. Es folgte sein Sohn Carl Christoph von Gagern. Die von Gagern saßen bis mindestens 1811 auf Kemmen, nach dem Kirchenbuch bis 1814. Ein NN Müller muss vorübergehend im Besitz des Gutes gewesen sein (1828).
Erst um 1843 wird Rittergut Kemmen Friedrich Wilhelm Otto von Normann (geb. 1821 in Krieschow) auf Illmersdorf und Krieschow, Kemmen und Klein-Mehßow übernehmen. Er ist mit Margarethe von Houwald, Tochter des Schriftstellers und Dichters von Houwald verheiratet (843). Im Kirchenbuch nachweisbar bis 1848. Mindestens von 1864 an bis 1910 ist der Kreisdeputierte und Landsyndikus Theodor Sack Besitzer des Rittergutes Kemmen. Er besaß auch das Gut Bronkow. Theod. Sack tat viel für Kirche und Gemeinde.
Bei Houwald wird 1921 Ökonomierat Hermann Kehrhahn als Beisitzer des Rittergutes Kemmen angegeben. Er war gleichzeitig Pächter des Gutes Bronkow. Das Gut Kemmen bewirtschaftete als Pächter zunächst sein Sohn Günther und dann der Sohn Paul. 1929 besitzen Kehrhans Erben das Gut. Den Kemmenern ist Paul Kehrhahn als letzter Gutseigentümer bis 1945 bekannt. Durch die Kommunisten wird die Familie nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben und enteignet. Ihr Besitz wurde in ein Volksgut umgewandelt. In dem kleinen Park befindet sich das heute wieder gepflegte Erbbegräbnis der Familie Kehrhahn.
Der Gesamtumfang des Gutes betrug
1856 3.099 Morgen - 1.797 Morgen Forst, 870 Morgen Ackerland, der Rest bestand aus Wiesen
1885 412 ha - 198 ha Forst, 176 ha unter dem Pflug
1900 418 ha
Den südlichen Gebäudeteil des Gutshauses soll, nach mündlicher Angabe, Herr Sack haben bauen lassen und den nördlichen Teil zum Park hin die Familie Kehrhahn. Die genaue Bauzeit ist nicht bekannt. Es ist zu erkennen, dass einige Rittergutsbesitzer im Gutshaus auch wohnten, andere ließen ihre Vögte darin wohnen.
Chronik der Gemeinde Kemmen mit Schadewitz
zusammengetragen und aufgeschrieben von Pfarrer i.R. Christan Dienel
Groß - Jehser
1994
(Stadtbibliothek Calau - D 302)
Das ehemalige Gutsdorf Kemmen (Kamjenej) ist heute Ortsteil der Stadt Calau und wurde 1495 erstmals erwähnt. Die Besitzer des Gutes wechselten häufig. Um 1860 werden die von Normanns genannt, die wohl um 1864 an den Kreisdeputierten Lt. Theodor Sack (im Wappensaal fälschlicherweise Sarl) verkauften. Wann dies geschah, ist aufgrund fehlender Urkunden nicht ganz klar. 1914 wird Frau von Sack, geb. von Wilucki, als Besitzerin des Gutes ausgegeben, das dann offensichtlich an die Familie Kehrhahn verpachtet und verkauft wird. Das ehemalige Herrenhaus mit seinen Wirtschaftsanlagen und der angrenzenden Park- und Gartenlandschaft steht heute unter Denkmalschutz.
Warum im Wappensaal das sprechende Wappen mit dem Hahn der Familie Kehrhahn auftaucht, ist nicht ganz eindeutig. Zum Zeitpunkt der Ausgestaltung des Saales war das Gut Kemmen im Besitz der Familie Sack. Erst um 1920 soll der preußische Ökonomierat Hermann Kehrhahn das Gut gekauft haben, das möglicherweise schon länger an Günther Kehrhahn verpachtet war. 1923 war Paul Kehrhahn Pächter von Kemmen und die Kehrhahnschen Erben werden als Besitzer genannt.
Der Wappensaal im Schlossturm zu Lübben
Jörg Becken (freier Historiker)
KLAK Verlag 2012
Förderverein des Stadt- und Regionalmuseums Lübben (Spreewald) e.V.
ISBN 978-3-943767-01-8